Einmal im Jahr präsentiert die reformierte Kirchgemeinde Buchs-Rohr im Rahmen des Tages der offenen Kirchgemeinde den Mitgliedern und der Öffentlichkeit verschiedene Aspekte des Gemeindelebens. In diesem Jahr stand die Zusammenarbeit mit Gruppierungen anderer Glaubenskulturen im Mittelpunkt. Da keine Grossveranstaltungen möglich sind, gab es eine Woche mit kleineren Podiumsgesprächen. Eingeladen wurden Gruppierungen, mit denen die reformierte Kirche Buchs-Rohr in Kontakt steht. Die Gespräche waren intensiv und eindrücklich. Wer die Abende nicht besuchen konnte, soll einen kleinen Eindruck erhalten
Montag – 2. November
Auch wenn es dieses Jahr nicht stattfinden konnte, feiert die orthodoxe eritreische Kirche ihr grösstes Fest üblicherweise in der reformierten Kirche in Buchs. So besteht guter Kontakt zwischen beiden christlichen Gemeinden. In sympathischer Weise stellte Mihreteab Teklemariam die christlich-eritreische Gemeinde vor. Seine guten Kenntnisse der deutschen Sprache zeigen, dass er schon länger in der Schweiz lebt. Er erklärte, wie die Kirche in Eritrea viele Aufgaben übernimmt, die hier vom Staat wahrgenommen werden. Deshalb spielt sie bei eritreischen Christen eine sehr zentrale Rolle. Wichtig ist für Teklemariam, Heimat in einer Kirche mit eigener Tradition und Sprache zu haben, sich aber gleichzeitig in dem Land, wo man wohnt, zu integrieren. So werden Gottesdienste und Schulungen organisiert. Erstaunlich ist die Intensität, aber auch die Länge der Gottesdienste. Die eritreischen orthodoxen Christen sind dankbar, dass sie unsere Kirchen nutzen können, auch wenn es Einschränkungen gibt.
Dienstag – 3. November
Die engste Zusammenarbeit der reformierten Kirchgemeinde besteht mit der katholischen Pfarrei St. Johannes Buchs-Rohr. So gibt es ökumenische Gottesdienste, die gemeinsam gefeiert werden. Das Gespräch fand zwischen Mitgliedern der Kirchenpflegen statt. Irène Egli, in der Ortskirchenpflege für die Finanzen zuständig, gab einen interessanten Einblick in ihren persönlichen Lebensweg. Aufgewachsen in einer traditionellen katholischen Gegend freut sie sich, in einer offenen Pfarrei in unterschiedlicher Art mitzuwirken. Dass sich die Kirche auf die Bedürfnisse der Menschen ausrichtet, ist ihr wichtig. Religion soll gerade in der heutigen Zeit den Menschen eine Hilfe für ihr Leben sein. Irène Egli stellte dazu den Versöhnungsweg vor, der auf Interesse stiess. Wichtig ist der Kirchenpflegerin, dass der christliche Glaube in der Kirche und im Alltag gelebt wird. Auch wenn es Unterschiede gibt, so haben sich beide Kirchen über die Jahre stark genähert. Viele Anlässe werden gemeinsam durchgeführt.
Mittwoch – 4. November
Kontakte bestehen auch mit der Buchser Moschee des Türkisch-Islamischen Vereins. Beim Betreten des Saals des reformierten Kirchgemeindehauses erinnerte sich der Vereinspräsident Hasan Serttas sogleich: Hier wurde schon ein Fastenbrechen der aargauischen Muslime gefeiert. Er wurde von Frau Tugba Akay aus dem Frauenvorstand sowie vom Imam Cüneyt Ayas der Buchser Moschee begleitet. Dieser beschrieb zu Beginn der Veranstaltung in gut verständlicher Art die Traditionen auf dem Lebensweg eines Muslims. Klar wurde, dass es traditionelle Unterschiede gibt, auch wenn zentrale Glaubensaussagen gleich sind. Die Gäste erklärten, dass für sie eine gute Nachbarschaft unabhängig vom Glauben wichtig ist. 1979 entstand die Buchser Moschee. Traditionell wird der Imam vom Heimatland der türkischen Mitglieder bezahlt. Im zweiten Teil gab Halit Duran, der Präsident des Verbands der Aargauer Muslime (VAM), einen Einblick in die Vielfalt der muslimischen Gesellschaft im Kanton Aargau. Viele Moscheen sind national geprägt. Da die Gebete gleich sind, besuchen Muslime auch Moscheen anderer Nationen.
Donnerstag – 5. November
Die Eglise réformée de langue française en Argovie war mit Myriam Schaller, der Kontaktperson für die Region Aarau, und dem Diacre Eric Vuithier vertreten. Auch Pasteur François Rousselle war anwesend. Unsere Kirchgemeinde unterstützt diese Kirche mit einem jährlichen finanziellen Beitrag und stellt ihre Kirchen für Gottesdienste in französischer Sprache zur Verfügung. Die deutschsprachige reformierte Kirche wurde stark von der welschen Schweiz geprägt. Viele Lieder sind gleich, oder wurden aus dem Genfer Psalter übernommen. Dass bereits 1685 eine Kirche in französischer Sprache von den Hugenotten im Aargau gegründet wurde, war für viele unbekannt. Die Pflege des Gottesdienstes in der eigenen Muttersprache ist wichtig, so finden auch afrikanische Christen in dieser Kirche eine Heimat. Auch wenn die Gruppierung eher klein ist, legt sie besonderes Gewicht auf die soziale Arbeit. Verschiedene Projekte wurden vorgestellt. „Cartons du Coeur“ war eine Initiative der französischsprachigen Kirche und wird heute auch von unserer Kirchgemeinde unterstützt.
Freitag – 6. November
Die Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Methodistischen Kirche (EMK) hat schon eine lange Tradition, vor allem in Rohr. Viele Mitglieder von Freikirchen sind gleichzeitig auch Mitglieder der reformierten Kirche. Pfarrer Markus Da Rugna konnte gut aufzeigen, dass sich die EMK als eine „mögliche Kirche“ verstehe und damit ein Teil der Gemeinschaft von Christen sei. Der Grund einer Mitgliedschaft bestehe darin, dass Menschen hier ihre Heimat gefunden haben. Interessant waren die Ausführungen von Lokalpfarrerin Anna Shammas von der Arabischen Gemeinde der EMK. Das nahe Zusammenleben einer deutschsprachigen und arabischsprachigen Gemeinde ist eindrücklich. Das grosse Interesse von Joel Blunier von der Vineyard Aarau ist die Wirkung von Christen am eigenen Wohnort, unabhängig von ihrer eigenen Kirche. So setzt er sich für eine Buchser Gemeinschaft von Christen ein. Daraus ist ein Mitsing-Gottesdienst entstanden, der von der Reformierten Kirchgemeinde und Mitgliedern aus verschiedenen evangelischen Freikirchen organisiert wurde, und Familienwochen in den Sommerferien.
Ein Gedanke zum Schluss
Wir danken allen Gruppierungen, die unserer Einladung gefolgt sind. Beeindruckend war das grosse Engagement für eine gute Sache. Allen wichtig ist, den Menschen eine Heimat zu geben und einen Ort, wo man sich in der eigenen Kultur und Sprache treffen kann. Sehr erfreut hat uns die klare Aussage, dass sich alle Gruppierungen für ein gutes Zusammenleben in unserer Gesellschaft einsetzen wollen. Es besteht das Anliegen, sich besser zu kennen und damit eine gute Akzeptanz zu erreichen. Der Eindruck war, dass gemeinsam mehr möglich und auch zu erreichen wäre. Wir sind glücklich, dass wir diese Gespräche trotz aktuell erschwerter Bedingungen durchführen konnten.